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Agile Methoden im Vergleich: Scrum vs. Kanban vs. SAFe® vs. LeSS
Stephanie Gaye : Jan 29, 2024 9:00:00 AM
Agiles Arbeiten ist mehr als nur ein Schlagwort in der modernen Softwareentwicklung und im Projektmanagement. Es stellt eine Reihe von Prinzipien und Praktiken dar, die darauf abzielen, Teams dabei zu helfen, effizienter und effektiver zusammenzuarbeiten. Doch 'Agile' kann je nach Kontext und Umsetzung unterschiedlich aussehen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf fünf verschiedene Ansätze: SAFe®, LeSS, Scrum, Waterfall und Kanban.
Was ist eigentlich agiles Arbeiten?
'Agile' ist ein Ansatz, bei dem Projekte in kleine Einheiten unterteilt werden, die wiederkehrend und stufenweise bearbeitet werden. Das fördert eine engere Team-Zusammenarbeit als bei klassischen Arbeitsmethoden und sorgt letztlich für eine schnelle und flexible Reaktion auf Veränderungen. Auch wird die Kundenmeinung bereits in den Projektprozess miteinbezogen und somit eine stetige Feedbackschleife erzeugt. Die Strukturierung der Arbeit in Sprints - das sind kurze interaktive Entwicklungszyklen (ca. eine Woche bis ein Monat) - ermöglicht schnelle Projektergebnisse.
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Was sind die Grundprinzipien des agilen Arbeitens?
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Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge: Es geht darum, Menschen einzusetzen und zu fördern, um das Projekt voranzubringen, anstatt sich zu sehr auf starre Prozesse oder Tools zu konzentrieren.
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Funktionsfähige Software über umfassende Dokumentation: Der Fokus liegt darauf, Software zu entwickeln, die die gestellten Anforderungen erfüllt, anstatt umfangreiche und oft veraltete Dokumentationen zu erstellen.
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Zusammenarbeit mit dem Kunden über Vertragsverhandlungen: Eine fortlaufende und enge Zusammenarbeit mit Kunden wird bevorzugt, um deren Anforderungen besser zu verstehen und darauf zu reagieren.
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Reagieren auf Veränderungen statt strikt einem Plan zu folgen: Flexible Anpassungen an Änderungen sind zentraler Bestandteil des agilen Arbeitens, da Anforderungen und Technologien sich häufig ändern.
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Scrum
Scrum ist eine agile Methode, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt. Im Gegensatz zu SAFe® und LeSS konzentriert sich Scrum eher auf einzelne Teams. Es ist ein agiles Management-Framework, das interaktives (kontinuierliches) und inkrementelles (Schritt-für-Schritt) Arbeiten betont. Es legt Wert auf das tägliche Zusammenbringen des Teams sowie eine stetige Verbesserung.
Scrum ist besonders für Unternehmen mit einfachen Organisationsstrukturen geeignet. Flache Hierarchien vereinfachen den Prozess, dennoch gibt es innerhalb von Scrum Rollen, die dabei helfen, das Projektteam zu organisieren. Diese Struktur fördert die Team-Zusammenarbeit sowie Eigenverantwortung und ermöglicht es Teams, effektiv auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren.
Product Owner (PO) |
Der Product Owner ist verantwortlich für die Maximierung des Werts des Produkts und der Arbeit des Entwicklungsteams. Eine seiner Hauptverantwortlichkeiten ist das Management des Product Backlogs. Er legt fest, welche Funktionen in welcher Reihenfolge umgesetzt werden und ist die Hauptansprechperson für Fragen und Informationen zum Produkt. |
Scrum Team |
Das Entwicklungsteam besteht aus Fachleuten, die die Arbeit zur Bereitstellung eines möglichen Produkt-Inkrements (lieferbarer Teil des Produkts, bzw. im Sprint entstandene Teilmenge des Produkts) am Ende jedes Sprints ausführen. Sie organisieren sich selbst und bestimmen, wie sie die Arbeit im Sprint Backlog erledigen. Das Entwicklungsteam sollte klein, crossfunktional und autark sein. |
Scrum Master |
Der Scrum Master handelt als Vermittler und Coach und stellt sicher, dass das Team die Scrum-Prinzipien und -Praktiken richtig anwendet. Er unterstützt das Entwicklungsteam und den Product Owner und hilft bei der Entfernung von Hindernissen, die das Entwicklungsteam davon abhalten könnten, seine Ziele zu erreichen. |
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Ein Beispiel für Scrum
Ein Entwicklungsteam plant einen zweiwöchigen "Sprint", bei dem es spezifische Aufgaben aus dem Projekt-Backlog ausgewählt hat. Das Team trifft sich täglich für ein 15-minütiges "Daily Scrum", um Fortschritte zu besprechen und Hindernisse zu beseitigen. Am Ende des Sprints demonstriert das Team die erledigte Arbeit und sammelt Feedback.
SAFe® (Scaled Agile Framework)
Es ist ein agiles Framework mit starkem Fokus auf die Unternehmensebene. Es ist für große Organisationen gedacht, die mehrere Teams, Abteilungen und Stakeholder haben, die zusammenarbeiten. SAFe® synchronisiert die Ausrichtung, Zusammenarbeit und Auslieferung von vielen agilen Teams. Es skaliert Scrum und Kanban auf Unternehmensebene unter Einbeziehung von Portfolio-Management, Programm-Management und Teamebene.
Auf Teamebene hat Safe® die gleichen Rollen wie Scrum. Hier kommen weitere Rollen auf Programm- und Portfolioebene hinzu.
SAFe® Program Portfolio Management (PPM) |
Diese Rolle ist der höchste Entscheidungsträger in einem SAFe®-Umfeld. Sie artikuliert die strategischen Ziele und konzentriert die Investitionen auf die wertvollsten Arbeitselemente. |
Release Train Engineer (RTE) |
Der RTE ist der Scrum-Master für das Agile Release Train (ART), die primäre Wertlieferungskonstruktion von SAFe®. Der RTE ist verantwortlich für das Coaching der Teams in Agile und Scrum-Praktiken und für die Koordination der Teams für ein synchronisiertes Inkrement (Program Increment). |
Solution Management |
Solution Managers definieren Kapazitäten und sind interagierende Bereiche (Agile Release Trains) verantwortlich für viele Stakeholder-basierte Anforderungen und Prioritäten in den zugrundeliegenden Entwicklungswertströmen. |
Epic Owners |
Epic Owners sind verantwortlich für die Definition, Koordination und Kommunikation von Epics (großen, übergreifenden Initiativen) und für die Auswirkungen auf den Wertstrom und die damit verbundenen Lieferstrukturen. |
Product Management |
Im Wesentlichen entspricht das Product Management in SAFe® der Rolle des Product Owners in Scrum, aber im größeren Kontext. |
System Architect/Engineer |
Diese Rolle ist verantwortlich für das Management und die Koordination der technischen Standards und architectonic governance über die Train-Ebene hinaus. |
Business Owners |
Business Owners sind wichtige Stakeholder, die eine aktive Rolle in der Produktentwicklung und Entscheidungsfindung spielen. |
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Ein Beispiel für SAFe®
Ein großes Technologieunternehmen mit mehreren Teams an verschiedenen Standorten nutzt SAFe, um Skalierung und Koordination zu ermöglichen. Sie planen ihre Arbeit in "Program Increments", 8-12 wöchige Zyklen, bei denen alle Teams synchron arbeiten. Das Unternehmen führt regelmäßig "Big Room Planning"-Sitzungen durch, bei denen Vertreter aller Teams teilnehmen und die Arbeit für das nächste Program Increment planen.
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LeSS (Large Scale Scrum)
LeSS ist ein agiles Framework, das die Prinzipien des Scrum-Frameworks nutzt und auf große Teams in großen Organisationen anwendet. Es ist darauf ausgelegt, die Skalierung von Scrum zu erleichtern, indem sie die Bürokratie minimiert und den Teams erlaubt, sich auf qualitativ hochwertige Entwicklungsarbeit zu konzentrieren.
Auch bei LeSS stimmen die Rollen mit denen von Scrum überein. Im Gegensatz zu Scrum skalieren einige LeSS-Implementierungen die Rollen auf, um mit größeren Projekten umzugehen. Zum Beispiel kann es mehrere Product Owner geben (ein Haupt-PO und Gebiets-POs), um mit der Größe und Komplexität des Produkt-Backlogs umzugehen. Jedoch ist das ein eher untypischer Ansatz und wird als LeSS Huge bezeichnet.
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Ein Beispiel für LeSS
Ein Automobilunternehmen mit mehreren Scrum-Teams, die am selben Produkt arbeiten, implementiert LeSS. Alle Teams teilen sich ein Produkt-Backlog und führen am Ende jedes Sprints eine gemeinsame Durchsicht und Retrospektive durch, um Lernerfahrungen und Verbesserungen zu teilen.
Kanban
Kanban ist eine agile Arbeitsmethode, die den Schwerpunkt auf die visuelle Organisation der Arbeit legt. Mit Kanban wird die Arbeit in diskrete Aufgaben unterteilt und auf einem "Kanban-Board" visualisiert, wodurch der Arbeitsfluss und die Engpässe leicht erkennbar sind. Schau Dir an, wie ein Kanban-Board in Jira Work Management aussehen kann.
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Ein Beispiel für Kanban
Ein IT-Support-Team verwendet ein Kanban-Board, um Workflow und Arbeitslast zu visualisieren. Sie haben Spalten für "Zu tun", "In Arbeit" und "Fertig". Jedes Ticket oder jede Aufgabe ist eine Karte, die sich durch die Spalten bewegt. Die Kapazität jeder Spalte ist begrenzt, um Überlastung zu vermeiden.
Bei der Wahl der richtigen Arbeitsmethode kommt es auf die spezifischen Bedürfnisse Deines Projekts oder Teams an. Egal, ob es sich um ein kleines, eng verknüpftes Team (Scrum, Kanban) oder eine große Organisation (SAFe®, LeSS) handelt, der Kern von Agile bleibt gleich: Flexibilität, Kommunikation, das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung und eine hohe Wertschöpfung.